Es ist November und es ist wie üblich in der Provence, quasi über Nacht
, nicht mehr Sommer. Man wacht morgens auf und man weiß die Tage der Flip-Flops und Mittags-Sieste sind gezählt. Es ist sonnig aber der Mistral-Wind lässt die Temperaturen sinken. Aber das bedeutet auch eine der wichtigst
en Erntezeiten des Jahres beginnt!
Für viele eine Überraschung, aber ja, Oliven werden im Winter geerntet!
Die neuen Öle sind dann frühestens ab Januar zu haben.
Wein & Oliven
Carole habe ich auf unserem lokalen Markt in Pernes les Fontaines kennengelernt. Sie betreibt zusammen mit Ihrem Mann Fabrice ein Weingut nicht weit von uns entfernt. Neben Weinreben werden hier, wie so oft, auch Olivenbäume angebaut. Carole ist eine sehr passionierte Landwirtin und bietet mir sofort an bei der Ernte vorbeizuschauen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen!
Zwei Tage später stehe ich an einem frühen sonnigen, aber auch sehr windigen Morgen, vor Ihrem Weingut im Hameau de Serre unweit von Carpentras.
Mit einem umwerfenden Blick auf den Mont Ventoux und das kleinere Gebirge Dentelles du Montmirail. Carole und Ihr Team sind schon längst bei der Arbeit und ich werde sofort von Carole’s Hund begrüßt. Mit dabei sind Fabrice, Ihr Vater und Freunde der Familie, die bei der Arbeit helfen.
Verdale - eine traditionelle Olive von Carpentras
Auf Ihrem Gut bauen Fabrice & Carole ausschließlich Oliven von der Sorte Verdale an. Dies ist eine der traditionellen Sorten, die hier in der Provence seit Jahrhunderten angebaut werden. Das Olivenöl hat einen feinen Geschmack mit Noten von frischem Grass.
Die Verdale wird als eine der ersten Oliven geerntet. Aber je nach Oliven-Sorte aber auch je nach Geschmack, den man erzielen möchte, variiert die Erntezeit zwischen November und Februar.
Dem Regen zuvor kommen
Für die kommenden Tage ist Regen angesagt, deshalb geben alle Ihr Bestes die Ernte so schnell wie möglich einzuholen. Regen ist gut für die Bäume (insbesondere nach der langen Trockenperiode in 2019), verschlechtert allerdings die Ernte, da sich die Oliven mit mehr Wasser vollsaugen.
Das Verhältnis von Wasser zu Öl in der Olive wird also, für die Landwirte, ungünstig beeinflusst.
Traditionelle und moderne Erntetechniken
Um alle Oliven einsammeln zu können wird ein großes Netz unter den Baum gelegt. Alle Oliven fallen dann direkt in das Netzt und können einfach eingesammelt werden.
Um die Oliven zu Fall zu bringen gibt es verschiedene Methoden. So gibt es hochmoderne Erntemaschinen, die den gesamten Baum schütteln und so dafür sorgen, dass die Oliven vom Baum ins Netz fallen.
In der traditionellen Methode gibt es nur Muskelkraft + eine kleine Harke mit der die Äste geschüttelt werden.
Fabrice arbeitet nicht mit großen Maschinen aber ein klein Wenig modernen Luxus gibt es schon. Er hält ein Harke-ähnliches Werkzeug in der Hand welches am oberen Ende vibriert. Dies erleichtert es die Oliven zu Fall zu bringen, ohne großes Gerät einzusetzen.
Währenddessen klettert Carole’s Vater in die Baumkrone um die schwer zu erreichenden Zweigen in der Mitte der Baumkrone, nun manuell, abzuernten.
Sortieren muss sein
Sobald alle Oliven gefallen sind, müssen alle ans Werk, um eventuelle Zweige und Blätter aus dem Netz zu holen.
Sie sollen nicht mit in die Olivenpresse kommen, da sie Geschmack und Farbe des Olivenöls beeinflussen.
Außerdem werden die Oliven vor dem Mahlen gewogen um den Preis zu bestimmen. Unnötiges Gewicht soll da natürlich vermieden werden.
Das stolze Resultat
Die Ausbeute des heutigen Arbeitstages sind stolze 700 kg Oliven.
Heute ist allerdings nur der erste von mindestens drei Erntetagen. Die gesammelten Oliven müssen jetzt so schnell wie möglich in die Olivenöl-Mühle gebracht werden wo sie zu Olivenöl weiterverarbeitet werden.
Wir bringen die Ernte in das Dorf Le Barroux wo Carole bei den Mönchen der Abbaye de Sainte Madelaine Ihr Öl pressen lässt.
Mehr dazu in einem separaten Blog-Post.